Vom Umgang mit Emotionen :

Emotionen sind selbst in der Psychologie ein ziemlich unerforschtes Gebiet, galten sie doch über Jahrhunderte hinweg als störend im Erfolgsfluss des Lebens. Der kognitiven Intelligenz wurde der Vorzug eingeräumt. Mittels Verstand seine Emotionen kontrollieren zu können war eine anerkannte und gern gesehene Fähigkeit. Selbst in der Liebe war Zurückhaltung gefragt. Und im Krieg war es mittels Verdrängen und Schweigen sogar überlebenswichtig.

Die meisten unserer Eltern oder Großeltern sind mit diesen „inneren Programmen“ noch groß geworden und haben uns so erzogen.

So hören nicht nur depressive Menschen bis heute:

„Nu reiß dich doch mal zusammen“.

 

In unsere Zeit scheinen diese Strategien jedoch nicht mehr so recht zu passen.

 

Emotionen gelten heute als wichtigstes Kommunikationsmittel und Zugangsweg zu sich selbst.

Emotionale Prozesse sind jedoch sehr individuell und unterliegen einem     erlernten Bewertungsmechanismus.

 

Psychische Störungen brechen sich bahn wenn sie fehlreguliert werden.

Bei der Depression geht es z.B. um den Umgang mit Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung, Scham oder unterdrückter Wut.

Angststörungen (Panikattacken, Agoraphobie, soziale Phobie, Prüfungsängste etc) tragen den Namen der Emotion die nach Lösung sucht in sich.

Zwangsstörungen beinhalten überkontrollierte Ängste.

Im Umgang mit traumatischen Erlebnissen gewinnt die erlebte Todesangst an seltsam anmutenden Stellen wieder die Oberhand.

Und da Emotionen auch mit Körperreaktionen verbunden sind (z.B. Herzrasen, Zittern, Schwindel, muskuläre Verkrampfungen, Verdauungsstörungen, Atemveränderungen, Kopfschmerzen etc) können sie auch als somatische Erkrankungen fehlinterpretiert werden.

Das chronischer Stress Auswirkungen auf das Immunsystem hat, weil der Körper nicht mehr end-spannen kann, gilt heute als wissenschaftlich bewiesen.

 

Die Balance zw. Ausleben und Regulieren von Emotionen ist heute zentrales Thema einer modernen Psychotherapie.